Bellende Hunde

Über bellende Hunde möchte ich heute aus aktuellem Anlass schreiben, was ich darüber weiß und denke. 

Ein bellender Hund:

  • "sagt" etwas und  teilt sich mit,
  • weist auf etwas  Wichtiges hin bzw. (in hündisch ausgedrückt) zeigt etwas Wichtiges  an,
  • fragt an.

Hören die Menschen ihm zu, können sie wichtige (oder manchmal auch unwichtige?!) Informationen erhalten oder auch eine Anfrage des Hundes hören und darauf eingehen.

Hören Menschen dem Hund eigentlich zu, wenn er etwas zu bellen (sagen) hat?

Den meisten Menschen in meinem Umfeld geht das Bellen eines Hundes einfach nur noch auf die Nerven. Da wird nicht mehr differenziert, warum ein Hund bellt. Da wird nur noch eingefordert, dass das Bellen sofort aufhören muss.

Jedoch!

So wie wir Menschen sprechen und uns mitteilen bzw. in Kommunikation treten, so ist das Bellen beim Hund eine Art der Kommunikation, neben Mimik, Gebärde und Rute.

Über die Rute eines Hundes können wir gut seine Befindlichkeit erfahren.

Ist die Rute stark unter dem Bauch eingeklemmt, hat der Hund Angst. Ist diese freudig und weich wedelnd, ist er friedlich und wohlgesonnen - eventuell auf eine freundliche Begrüßung eingestellt.

Ist die Rute hoch erhoben und regungslos (starr), bedeutet das eine hohe Wachsamkeit.

Natürlich gibt es noch viele weitere Rutenstellungen, doch es geht ja jetzt um das Bellen. 

Hunde bellen auf unterschiedliche Art und Weise und aus unterschiedlichen Beweggründen.

Hier ein paar Beispiele, die ich aus den Begegnungen mit Hunden in meinem Umfeld real erlebt und erfahren habe:

Da gibt es einen sehr kleinen Hund, der schon von weitem, sobald er uns (mich und meine beiden Hunde) sieht anfängt laut, schrill und aufgeregt zu bellen. Dieses aufgeregte Bellen (ohne Pause) ist eine klare Mitteilung und heißt übersetzt: "Bleibt ja weg von mir. Kommt mir bloß nicht zu nahe!!!"

Wir verstehen das so, halten Abstand und gehen in einem Bogen um diesen kleinen Hund herum. Ich signalisiere meinen eigenen Hunden dabei nur kurz, dass wir ganz ruhig weitergehen, gehe selbst ruhig weiter und sende mental die Botschaft an den kleinen Hund "Schau, wir haben dich verstanden". Der kleine Hund wird ruhig, und sendet manchmal noch ein oder zwei etwas unaufgeregtere Beller hinter uns her. Ich interpretiere sie (etwas menschlich) als "Danke schön". 

Es macht mir nichts aus, wenn Hunde bellen. Sie müssen auch etwas sagen dürfen. Wenn man ihnen das Bellen permanent verbietet, bringt das gar nichts. Dieses permanente "mundtot" machen bei Hunden von Seiten der Menschen ist unmöglich. Wir ertragen und erdulden täglich über viele Stunden den Lärm von Baufahrzeugen mehrerer Baustellen, saisonal den Traktor und Mähdrescher auf dem Feld, den täglichen Autoverkehr, die nahezu täglichen vorbeisausenden Sirenen der Polizei-, Krankenwägen und Feuerwehren, die laute Musik von Straßenfesten und noch so viel mehr. Aber über einen Hund, der bellt, oder über einen Hund, der nicht angeleint ist, regen sich die Leute auf, als ob es das Wichtigste wäre auf der Welt für nicht bellende und nur noch angeleinte Hunde zu sorgen???!!!

Ich verstehe diese Menschen nicht. Auch ein Hund hat ein Recht auf ein Mindestmaß an Freiheit und muss doch mal bellen dürfen.

Ich habe eine Familie kennengelernt, die ihrem Hund seit Jahren versucht, dass Bellen ganz abzugewöhnen, es unterbindet und ihm verbietet. Nun - es fällt mir jedes Mal, wenn wir aufeinander treffen auf, dass dieser Hund immer noch mehr bellt als zuvor. 

Es ist ein äußerst mitteilsamer Hund, der viel zu sagen hat und der offensichtlich nicht damit aufhören kann, seine Mitteilungen vehement kundzutun. Ich glaube, man hat ihm noch nie richtig zugehört und ihn auch noch nicht ein einziges Mal für diese wundervolle Gabe, die er besitzt, wertgeschätzt. Ich schätze ihn als vorderen extrovertierten Kundschafter ein, weil ich ihn - leider nur ein einziges Mal - frei laufend mit meinen beiden Hunden zusammen erleben durfte. Es brauchte viel Überzeugung, dass er einmal frei mit meinen Hunden zusammen auf einer Wiese laufen durfte. 

Selten habe ich einen so fröhlichen Hund erlebt, der hoch erfreut über diese Momente der Freiheit war. Momente der Freiheit, zusammen mit zwei fabelhaften Kollegen, die endlich zuhörten, und die voller Bewunderung staunten, was er so zu bieten hatte. Er hörte auf zu bellen und zeigte alles, was er so drauf hatte, voller Stolz. Meine helle Hündin Mina rannte begeistert mit ihm mit. Die Kommunikation unter den drei Hunden war beeindruckend und bewegend schön. Die Besitzerin des Hundes konnte es nicht sehen, nicht genießen, sie war angespannt und ängstlich, beendete das Gespräch unter den Hunden leider verfrüht. Dieser Hund läuft, wenn ich ihn sehe, immer an einer relativ kurzen Leine. Er ist nie frei, und er muss dabei oft ein joggendes Familienmitglied begleiten. Bei jeder Begegnung mit anderen Hunden rennt er bellend in die kurze Leine rein, steigt vorne hoch, rennt wieder zurück, und so geht das hin und her. Der Jogger schleift ihn dann , während er permanent bellt, so an Hunden und Menschen vorbei, bis er irgendwann aufhört zu bellen, und natürlich bis zur nächsten Hundebegegnung. Da geht das Ganze von vorne los.

Es gibt Menschen, die sich fragen, was ist denn mit diesem Hund los? Man könnte aber auch fragen, was ist denn mit diesen Menschen los?

Beide Fragen stelle ich mir und beide Fragen kann ich beantworten. 

 

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